Studieren in den Niederlanden

Studieren in den Niederlanden
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Warum sollte man überhaupt in den Niederlanden studieren, wo doch augenscheinlich viel exotischere Länder locken? Dafür gibt es gerade in NRW viele gute Gründe. Zum einen überzeugt die geografische Nähe und bietet die Möglichkeit eines Auslandsstudiums für Studenten, die nicht unbedingt an das andere Ende der Welt möchten. Zudem ist es auch aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll, denn die Niederlande sind mit Abstand der bedeutendste Handelspartner NRWs und deutschlandweit die Nummer 4! Wer sich also für ein Auslandsjahr oder auch ein komplettes Studium in den Niederlanden entscheidet, kann dadurch auch nach dem Abschluss beruflich profitieren.
Die Niederländer verfügen über eines der besten Hochschulsysteme in ganz Europa. Die Unis sind modern ausgestattet und die Betreuung in vielen Bereichen vorbildlich. Finanziert wird dies auf der einen Seite durch die niederländische Regierung und andererseits durch Studiengebühren von 1.906 € im Jahr. Das ist zwar viel Geld, aber im Vergleich mit beispielsweise Großbritannien immer noch verschwindend gering. Zur Finanzierung gibt es vielfältige Förderungsmöglichkeiten in Form von Krediten oder staatlichen bzw. privaten Stipendien. Außerdem ist der Zugang auch zu beliebten Studiengängen, wie zum Beispiel Medizin oder Psychologie, einfacher und das Angebot an englischsprachigen Programmen ist enorm hoch.
Problematisch ist nur der Wohnungsmarkt in den Niederlanden, besonders in beliebten Städten wie Amsterdam. Aber wer in Deutschland in einer Studentenstadt studieren will, wird dasselbe Problem haben. Also kein Grund sich nicht einfach in die, übrigens viel liberalere, niederländische Gesellschaft zu stürzen!

Das Hochschulsystem

Neben einem Auslandssemester ist auch ein komplettes Studium in den Niederlanden eine gute Option. Vor allem, da das Hochschulsystem dem Deutschen sehr ähnlich ist. Es gibt 14 Universitäten und 102 Hochschulen, die mit den deutschen Fachhochschulen vergleichbar sind und eher für den Beruf ausbilden als Universitäten. Das Studium an einer niederländischen Uni ist generell noch verschulter als an deutschen Unis und bietet, zumindest zu Beginn, kaum Wahlmöglichkeiten. Dafür wird mehr Wert auf die Lehre bzw. auf deren pädagogische Qualität gelegt. So werden an einigen Unis jährlich Preise für die beste Lehre ausgelobt.
Wie im Rest Europas ist das Studium in Bachelor und Master aufgeteilt. Somit bietet sich für deutsche Studenten auch die Möglichkeit zuerst in Deutschland einen Bachelor zu machen und dann in den Niederlanden einen Master draufzusetzen, oder umgekehrt. Hierbei ist allerdings zu beachten, dass es dann doch einige Unterschiede im Studienablauf gibt. So dauert der Bachelor an den Fachhochschulen mit vier Jahren etwas länger als der Bachelor an einer Uni. Dafür ist der Master mit einem Jahr auch deutlich kürzer als in Deutschland. Eine Ausnahme bilden die MINT-Fächer, bei denen der Master ebenfalls auf zwei Jahre ausgelegt ist.
Das Studium kann fast ausnahmslos nur zum Herbst aufgenommen werden. Das Studienjahr beginnt im September und endet im Juli. Dazwischen hat man Semesterferien, zwar insgesamt weniger als in Deutschland, dafür sind es auch echte Ferien und man muss keine Klausuren oder Hausarbeiten schreiben.

siehe auch:  Demographischer Wandel: Studium und Beruf

Studienmöglichkeiten, Bewerbung u. Zulassung

Schon jetzt sind die Niederlande hinter Österreich das beliebteste Studienziel junger Deutscher. Kein Wunder also, dass es zurzeit schon 30 gemeinsame Studienangebote deutscher und niederländischer Hochschulen gibt. Unter anderem gibt es zwischen der Uni Münster und der Universität Twente einen Joint-Degree Bachelor „Public Governance across Borders“, der im nächsten Jahr durch den Masterstudiengang „Comparative Public Governance“ ergänzt werden soll.
Wer lieber ein komplettes Bachelor- oder Masterstudium in den Niederlanden absolvieren möchte, kann sich für die meisten Unis ganz einfach über die zentrale Stelle für Hochschulzulassung bewerben. Einige Hochschulen verlangen allerdings auch eine eigenständige Bewerbung mit Motivationsschreiben. Die zulassungsbeschränkten Studiengänge werden nicht über einen NC, sondern einen Numerus Fixus vergeben, der allerdings etwas toleranter und durchlässiger ist als das deutsche System. Wessen Studiengang nicht auf Englisch oder Deutsch angeboten wird, sondern nur auf Niederländisch, muss ein Sprachdiplom vorweisen. Die Hochschulen bieten hierfür Intensivkurse im Sommer an.