Das Ruhrgebiet: ein attraktiver Standort für Firmen

Ruhrpark Bochum - ein Einkaufszentrum im Ruhrgebiet
Das Ruhrgebiet zieht inzwischen viele Einzelhändler und Dienstleister an | © JFsPic / stock.adobe.com

Das Ruhrgebiet ist der größte Ballungsraum Deutschlands und einer der größten Europas. Mehr als fünf Millionen Menschen bevölkern die Region im Bundesland Nordrhein-Westfalen.
Für Firmen ist die Region ein attraktiver Standort – aus verschiedenen Gründen.

Der Aufschwung des Ruhrgebiets im 19. Jahrhundert

Der Aufstieg des Ruhrgebiets als eines der wichtigsten Wirtschaftszentren Europas begann im frühen 19. Jahrhundert mit der beginnenden Industrialisierung.
Die Region bot diejenigen Rohstoffe, die moderne Gesellschaften ihrer Zeit benötigten: Kohle und Erze.
Die großen Kohlevorkommen ermöglichten den Betrieb von Dampfmaschinen, damals die Herzstücke industrieller Betriebe. Menschen siedelten zunehmend in das Ruhrgebiet, um dort zu arbeiten und den oft prekären Bedingungen in der Landwirtschaft zu entfliehen.

Von der Reichsgründung bis in die 1960er

Während die Region im Jahr 1871, dem Jahr der Gründung des Deutschen Reiches, noch von rund einer Million Menschen bevölkert war, stieg diese Zahl bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 auf rund vier Millionen (Quelle: http://www.ruhrgebiet-regionalkunde.de).
Bis in die 1960er-Jahre erreichte die Gesamtbevölkerung einen Rekordwert bei fast sieben Millionen Einwohnern – es war die finale Phase der Montanindustrie, die in den folgenden Jahrzehnten zugrunde ging.

Strukturwandel im Ruhrgebiet

Nachdem die Kohle- und Erzvorkommen erschöpft waren, verging der einstige Reichtum der Region.
Politik und Gesellschaft sahen sich mit hohen Arbeitslosenzahlen konfrontiert und waren dadurch gezwungen, neue wirtschaftliche Konzepte für die Region zu entwickeln.
Im Verlauf des jungen 21. Jahrhunderts entwickelten sich viele dieser Ideen vorteilhaft: Die Städte und Kommunen gestalteten die Nutzung der Flächen um und schufen ausgezeichnete Bedingungen für die Ansiedlung moderner Industrien.

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Ausgebaute Infrastruktur als wichtiger Standortfaktor

Nach dem Niedergang der Montanindustrie verfügte das Ruhrgebiet weiterhin über eine hervorragend ausgebaute Infrastruktur. Die Region ist über Autobahnen und Schienennetze mit allen bedeutenden Wirtschaftszentren Deutschlands verbunden, sodass ein schneller Austausch von Gütern und Dienstleistungen gewährleistet ist.
Die wirtschaftsstarken EU-Partner Niederlande, Belgien, Frankreich und Luxemburg sind ebenfalls binnen weniger Stunden per Kraftfahrzeug oder Zug erreichbar, Flüge ab Düsseldorf und Dortmund verbinden die Region mit wichtigen Metropolen auf anderen Kontinenten – die idealen Bedingungen für Firmen, die auf dem internationalen Markt aktiv sind.
Per Autobahn oder Schiene sind die wichtigsten Häfen Europas innerhalb weniger Stunden erreichbar: Rotterdam, Antwerpen und Hamburg.

Optimierte Flächennutzung

Moderne Unternehmen kauften die ehemaligen industriellen Produktionszentren und gestalteten die Flächen mit wohlwollender Unterstützung durch die Politik um. Zechen und Stahlwerke hatten vormals einen hohen Raumbedarf gefordert und diese brachliegenden Flächen nutzten Unternehmen, um Lagerflächen und Logistikzentren für moderne Güter zu errichten. Von Vorteil erwies sich, dass diese Flächen bereits an das Schienen- und Straßennetz angeschlossen waren.
Diese Bedingungen ermöglichen es Unternehmen bis heute, effizient zu arbeiten und die Kosten für die Erschließung neuer Standorte niedrig zu halten.

Großer regionaler Absatzmarkt

Die hohe Bevölkerungsdichte ermöglicht es kleineren Unternehmen, ihre Güter und Dienstleistungen einer Vielzahl an Personen zur Verfügung zu stellen, ohne eine komplexe Logistik zu organisieren. Millionen potenzieller Kunden befinden sich sprichwörtlich direkt vor der Haustür. Dadurch fällt es vor allem jungen, innovativen Start-ups leicht, geeignete Konsumenten für ihre Produkte zu finden und die anfänglichen Kosten niedrig zu halten.

Hoch qualifizierte Fachkräfte

Wo viele Menschen leben, existiert ein entsprechend großes Angebot an klugen Köpfen. Das Ruhrgebiet ist Standort mehrerer international renommierter Universitäten und anderer Hochschulen mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Junge Menschen aus Deutschland, Europa und der Welt finden das Bildungsangebot, das am besten ihren Fähigkeiten und Neigungen entspricht. Die geringe räumliche Distanz zwischen den Standorten verschiedener Fakultäten ermöglicht einen unkomplizierten Austausch zwischen Studierenden und Lehrenden verschiedener Disziplinen – denn auch in Zeiten des Internets ist ein Austausch umso fruchtbarer, wenn sich Menschen direkt begegnen und ihre Ideen austauschen.

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Branchenvielfalt

Die hohe Bevölkerungsdichte führt zu einer Nachfrage verschiedener Güter. Daraus resultiert eine Branchenvielfalt mit diversen hochgradig spezialisierten Unternehmen, die Produkte entwickeln und Dienstleistungen anbieten, die auf spezielle Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten sind.
Oft kooperieren Unternehmen verschiedener Branchen miteinander, wodurch neuartige Angebote und innovative Konzepte entstehen.

Netzwerke

Die hohe Dichte an Unternehmen und Bildungseinrichtungen hat zur Entstehung engmaschiger Netzwerke geführt, die Unternehmen dabei unterstützen, Synergien zu nutzen. Die Netzwerke bestehen sowohl innerhalb der jeweiligen Branchen und Fachgebiete, verfügen jedoch ebenso über Knotenpunkte zu anderen Themenbereichen. Unternehmen optimieren dadurch ihre eigenen betrieblichen Abläufe und treten zugleich mit Firmen und Forschenden anderer Fachgebiete in den Austausch, um innovative Technologien zur Steigerung ihres Outputs zu nutzen.

Förderprogramme

Die Landesregierung stellt umfangreiche Fördermittel zur Verfügung, durch welche sie die Attraktivität des Standorts steigert (https://www.wirtschaft.nrw/foerderung-von-unternehmen-rwp). Diese Mittel vereinfachen die Investition in Immobilien und die Suche nach geeigneten Fachkräften.

Kultur und Lebensqualität

Hohe Schornsteine, verrußte Dächer und bedenkliche Luftqualität sind passé: Das heutige Ruhrgebiet hat nicht mehr viel mit dem Klischee aus den früheren Jahren der Bundesrepublik gemeinsam.
Dort, wo sich einst Stahlwerke und Zechen befanden, liegen heute großartige und wunderschöne Parks und andere Zentren zur Naherholung. Zahlreiche Museen illustrieren die Geschichte der Region und ziehen Besucher aus allen Teilen Deutschlands und Europas an.

Fazit

Das dicht besiedelte Ruhrgebiet ist ein beliebter Standort bei Firmen. Politik, Gesellschaft und Wirtschaft haben den Niedergang der Montanindustrie in den 1970ern genutzt, um innovative Konzepte zu entwickeln, die den Wohlstand der Region bis heute sichern. Wichtige Standortfaktoren sind vor allem die hervorragend ausgebaute Infrastruktur sowie das vielfältige Bildungsangebot für die Fachkräfte von morgen. Die Wirtschaft profitiert zudem von großzügigen Förderungsmaßnahmen, durch die die Attraktivität des Standorts weiter steigt.

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