Raus aus dem Alltag, rein in die Natur: Die kontrastreiche Landschaft Nordrhein-Westfalens bietet vielfältige Wandererlebnisse für jeden Geschmack und Schwierigkeitsgrad.
Im bevölkerungsreichsten Bundesland trifft das dicht besiedelte Ruhrgebiet auf mystische Wälder und wildromantische Gebirgszüge. Über 50.000 Kilometer gut erschlossener Wanderwege laden dazu ein, unberührte Naturschutzgebiete, Mythen umrankte Gipfel und historische Orte zu erkunden. Dabei warten hinter jeder Ecke spannende Geschichten, unbekannte Abenteuer oder atemberaubende Aussichten.
Auf diesen zwölf ganz unterschiedlichen Tageswanderungen präsentiert sich Nordrhein-Westfalen von seiner schönsten Seite. Dabei bekommt jede der vielfältigen Regionen des Bundeslandes die Gelegenheit, sich mit einer ausgewählten Strecke vorzustellen.
1. Einer Legende auf den Fersen: Die Drachenfels-Tour im Siebengebirge
Der Sage nach lebte einst ein furchterregendes Ungetüm auf dem Drachenfelsplateau nahe Königswinter. Schenkt man den Geschichten Glauben, so hielt ein Drache von dort oben Ausschau nach Schiffen, welche auf dem Rhein unterwegs waren. Kamen sie dem Ungeheuer zu nahe, so verbrannte es sie mit seinem Feuer. Ob dieser Drache identisch war mir jenem, welchen der Drachentöter Siegfried in der Nibelungensage besiegte und durch dessen Blut er unverwundbar wurde, ist schwer zu sagen. Der Legende nach tobte der Kampf zwischen beiden jedoch genau hier auf dem Drachenfels.
Es ist kein Wunder, dass die Drachenfels-Tour bei all diesen Legenden ein im wahrsten Sinne des Wortes „sagenhaftes“ Wandererlebnis verspricht. Auf der Tagestour lässt sich der berühmte Fels im Siebengebirge mit der gleichnamigen Burgruine auf seiner Spitze unbeschwert erkunden. Auf dem Weg nach oben laden zahlreiche Panoramen und Aussichten dazu ein, das idyllische Rheintal zu überblicken und vielleicht eine Spur des Drachen zu erhaschen.
Kurzinfos zur Strecke
- Wanderregion: Siebengebirge
- Länge: 5,4 Kilometer
- Gehzeit: etwa 2 Stunden
- Schwierigkeitsgrad: mittel
2. Gesäumt von magischen Pflanzen: Der Wacholderweg im Oberbergischen Land
Der Wacholderweg nahe Eckenhagen im Bergischen Land gehört sicherlich nicht zu den längsten Touren auf dieser Liste. Dafür lockt der gut zu laufende Pfad alle Naturliebhaber mit einer echten Seltenheit: Die in knapp zwei Stunden angenehm zu laufende Strecke führt durch eine der letzten Wacholderheiden in Nordrhein-Westfalen.
Dem Wacholder werden nicht erst seit dem Mittelalter magische Eigenschaften zugesprochen. Auch als Todesbaum wurde der bis zu zwölf Meter hohe Strauch bezeichnet und zierte so manchen Friedhof. Die Beeren der Pflanze gelten als aromatisches Würzmittel und auch für seine Heilwirkung ist der Wacholder bekannt.
In der Wacholderheide Branscheid kann man der geschichtsträchtigen Pflanze ganz nah sein. Natur pur verspricht der Rundweg und lädt dazu ein, die zahlreichen Mythen rund um den Wacholder zu erkunden. Ein kurzes Stück verläuft der Weg zudem auf dem Bergischen Panoramasteig.
Kurzinfos zur Strecke
- Wanderregion: Bergisches Land
- Länge: 5,5 Kilometer
- Gehzeit: etwa 2 Stunden
- Schwierigkeitsgrad: einfach
3. Dem „König der Wälder“ auf der Spur: Der Wisentpfad im Rothaargebirge
Wilde Viecher durchstreiften noch im Mittelalter unsere Wälder: die Wisente. Die stolzen, bis zu drei Meter langen und zwei Meter hohen Tiere sind in Deutschland leider schon lange ausgestorben. Ein einzigartiges Projekt versucht die Wisente jedoch wieder heimisch werden zu lassen. Wie beeindruckend der Anblick frei lebender Wisente in vergangenen Zeiten gewesen sein muss, lässt sich in der Wisent-Wildnis nahe Bad Berleburg erahnen.
Passend dazu gibt es mit dem Wisentpfad einen mittelschweren Rundweg, welcher alle Wanderfreudigen auf die Spuren der „Könige der Wälder“ schickt. Über beschauliche Waldwege geht es über den Rothaarkamm und das malerische Tal des Ihrigebachs durch den Lebensraum der Wisente. Ein Besuch der Wisent-Wildnis rundet das Wandererlebnis schlussendlich ab und verleiht spannende Eindrücke aus dem Leben der Tiere und der Arbeit des Projektes.
Kurzinfos zur Strecke
- Wanderregion: Rothaargebirge
- Länge: 13,5 Kilometer (mit Wisent-Wildnis knapp 17 Kilometer)
- Gehzeit: etwa 4 bis 5 Stunden
- Schwierigkeitsgrad: mittel
4. Bezaubernde Schönheiten: Die Narzissenroute im Nationalpark Eifel
Ein Schauspiel der ganz besonderen Art können Naturliebhaber jedes Jahr im Frühling im Nationalpark Eifel erleben. In dieser Zeit blühen im Perlenbach- und Fuhrtsbachtal unzählige wilde Narzissen und verwandeln die Landschaft in ein gelbes Blütenmeer. Die markante Blume, welche auch als Osterglocke bekannt ist und viele Gärten ziert, kann in der Eifel in ihrer natürlichen Umgebung bewundert werden.
Besonders gut eignet sich hierzu die eigens angelegte Narzissenroute. Die familienfreundliche Tour führt entlang des Perlbachs durch das Jägersieftal bis zum Perlbachstausee. Duftende Blütenteppiche säumen von Anfang April bis Anfang Mai die Talwiesen. Neben den namensgebenden Stars dieses Rundweges bietet die artenreiche Landschaft vielen bedrohten Tieren und Pflanzen einen Lebensraum und verspricht so manche Entdeckung am Wegesrand.
Kurzinfos zur Strecke
- Wanderregion: Eifel
- Länge: 14,8 Kilometer
- Gehzeit: etwa 3 bis vier Stunden
- Schwierigkeitsgrad: leicht
5. Industriekultur in idyllischer Umgebung: Der Bergbauwanderweg im Muttental
Nur unweit des geschäftigen Treibens des Ruhrgebiets befindet sich eine der landschaftlich schönsten Tageswanderungen der Region. Das beschauliche Muttental mit seiner traditionsreichen Bergbaugeschichte ist nur eine kurze Fahrt vom Bochumer Stadtzentrum entfernt. Umrahmt von der wilden Naturromantik des Muttentals lädt die Umgebung dazu ein, die Geschichte des Bergbaus Schritt für Schritt zu erkunden. Zahlreiche kleine Zechen förderten einst im Muttental Kohle. Die Relikte dieser Zeit finden sich in Form von verschiedenen Objekten entlang des Wanderweges.
Der Bergbauwanderweg im Muttental vereint Industriekultur und Naturerlebnis auf einer leichten bis mittelschweren und besonders für Familien spannenden Tour. An über zwei Dutzend Stationen, welche originale oder rekonstruierte bergbauhistorische Objekte zeigen, wird über großformatige Tafeln ausführlich die Geschichte der Region erklärt. Der Tagesausflug kann anschließend durch eine Besichtigung des Nachtigallstollens im Industriemuseum „Zeche Nachtigall“ abgerundet werden.
Kurzinfos zur Strecke
- Wanderregion: Ruhrgebiet
- Länge: 8 Kilometer
- Gehzeit: etwa 2 bis drei Stunden
- Schwierigkeitsgrad: leicht bis mittel
6. Hinab in die finstere Klamm: Der Winterberger Schluchten- und Brückenpfad im Sauerland
Das Sauerland gehört zu einer der bekanntesten Urlaubs- und Wanderregionen in Nordrhein-Westfalen. Hier laden zahlreiche gut erschlossene Wege zum Entdecken der Natur ein – die Mittelgebirgsklamm im Helletal ist jedoch auch für diese Region etwas ganz Besonderes. Umrahmt von malerischen Wäldern ist der kurze Rundweg besonders an goldenen Herbsttagen ein echter Geheimtipp.
Der Abstieg vom Kurpark Winterberg hinab in die Klamm beginnt zunächst sanft, wird aber schnell steiler – gutes Schuhwerk ist eine Grundvoraussetzung für diese Strecke. Vorbei an schroffen und steilen Felswänden, Wasserfällen und dem Bachlauf der Helle geht es auf den Grund des Tals. Über Waldwege und Brücken führt der Pfad schließlich zum Winterberger Bodensee, der zum Verweilen einlädt.
Mit seinen vier Kilometern Länge ist der Schluchten- und Brückenpfad nichts für Eilige: Entlang des stellenweise sehr anspruchsvollen Weges finden sich zahlreiche Orte, an denen die atemberaubende Natur ihre volle Wirkung entfalten kann.
Kurzinfos zur Strecke
- Wanderregion: Sauerland
- Länge: 4 Kilometer
- Gehzeit: etwa 1 bis 1,5 Stunden
- Schwierigkeitsgrad: mittel bis schwer
7. Menschheitsgeschichte erleben: Auf dem Evolutionspfad durch das Neandertal
Vor mehr als 160 Jahren wurde im Neandertal bei Düsseldorf eine Entdeckung gemacht, welche die beschauliche Region weltberühmt machte. Im Jahr 1856 identifizierte der Naturforscher Johann Carl Fuhlrott die in einer Höhle gefundenen Knochen als Teile eines Urzeitmenschen. Heute ist der Homo neanderthalensis nicht nur eine lokale Berühmtheit, sondern auf der ganzen Welt als „Neandertaler“ bekannt.
Vom Stadtkern der Kreisstadt Mettmann führt der Evolutionspfad – eine Entdeckerschleife des 240 Kilometer langen Neandertal-Steigs – zuerst durch die historische Oberstadt und schließlich über einen gut ausgebauten Weg in das Neandertal. Während sich neben der Strecke die Düssel gemächlich durch das Tal schlängelt, können Wanderer mehr über die Entwicklungsgeschichte der Stadt, der Region und auch des Neandertals erfahren.
Einen kleinen Eindruck, welche „Urviecher“ den Lebensraum mit unseren Ahnen teilten, bietet das Eiszeitliche Wildgehege, welches über einen Abstecher erkundet werden kann. Zum Abschluss der faszinierenden Tageswanderung stehen die Türen des Neanderthal-Museums offen, dessen Dauerausstellung die Spuren der Menschheit von der urzeitlichen Savanne bis in die heutigen Großstädte zeigt.
Kurzinfos zur Strecke
- Wanderregion: Bergisches Land
- Länge: 19,2 Kilometer
- Gehzeit: etwa 5 Stunden
- Schwierigkeitsgrad: mittel
8. Faszinierende Flora und Fauna: Der Birgeler Urwald am Niederrhein
Unter dem Motto „Wasser.Wander.Welt“ vereint der Naturpark Maas-Schwalm-Nette eine ganze Reihe von Premium-Wanderwegen, die allesamt einzigartige Naturerlebnisse versprechen. Der Birgeler Urwald muss sich hier mitnichten vor seinen Kameraden verstecken. Im Gegenteil: Mit seinen urwüchsigen Misch- und Buchenwäldern zählt der Weg zu den spannendsten im Naturpark.
Die Tagestour macht schnell deutlich, dass ihr das Thema Wald sehr am Herzen liegt. Auf der rund 15 Kilometer langen Strecke durchqueren Naturfreunde verschiedene Waldformen und besondere Lebensräume, die seltenen Tieren und Pflanzen Zuflucht bieten. Mannshohe Farne säumen den Wegesrand und über Bretterpfade werden Moorlandschaften durchquert. Die abwechslungsreiche Strecke lässt schnell vergessen, dass man sich nur unweit der Zivilisation befindet.
Kurzinfos zur Strecke
- Wanderregion: Niederrhein
- Länge: 15 Kilometer
- Gehzeit: etwa 5 Stunden
- Schwierigkeitsgrad: mittel
9. Von Mythen umrankte Felsformation: Die Blaubeerroute an den Externsteinen
Die fünf Sandsteinfelsen, welche die berühmten Externsteine im Teutoburger Wald formen, sind nicht nur ein einzigartiges Naturdenkmal. Zahlreiche Mythen ranken sich um die markanten Steine, die schon seit jeher die Menschen faszinierten. Vermutlich verehrten bereits die Germanen die Externsteine als Heiligtum.
Auch heute noch stellt die Felsformation einen ganz besonderen Ort dar, der zum Auftanken der Energiereserven und zum Eintauchen in die faszinierende Landschaft des 127 Hektar großen Naturschutzgebietes einlädt.
Auf der Blaubeerroute, welche ehemals den Namen Bärensteinroute trug, lässt sich die facettenreiche Umgebung besonders gut erkunden. Der Qualitätswanderweg führt durch abwechslungsreiche Landschaften und bietet eine Vielfalt an Naturattraktionen. Mit von der Partie sind knorrige Eichenwälder, lichte Mischwälder und die namensgebenden Blaubeer- und Besenheideflächen. Selbstverständlich führt die Tagestour auch an den Externsteinen vorbei und ermöglicht einen ausgefallenen Blickwinkel auf die Felsformation.
Kurzinfos zur Strecke
- Wanderregion: Teutoburger Wald
- Länge: 6,3 Kilometer
- Gehzeit: etwa 2 Stunden
- Schwierigkeitsgrad: mittel
10. Hier hausen Fabelwesen: Der Bödefelder Hollenpfad im Sauerland
Mitten im „Land der tausend Berge“, wie das Sauerland auch genannt wird, befindet sich der kleine Ort Bödefeld. Neben zahlreichen Fachwerk- und Schieferhäusern gilt auch die Pfarrkirche St. Cosmas und Damian als Sehenswürdigkeit des Ortes.
Die Kirche verdankt diesen Umstand unter anderem einem skurrilen Fund: In einer Nische des Turms wird die „Schwarze Hand“ ausgestellt. Um diese mumifizierte Hand eines Mädchens ranken sich zahlreiche Legenden.
Auch das Umland von Bödefeld ist durchwachsen von Mythen und Sagen. Mit viel Glück lassen sich einige der hier mutmaßlich hausenden Fabelwesen auf dem Bödefelder Hollenpfad entdecken. Auf dem neun Kilometer langen Premiumwanderweg, welcher durch abwechslungsreiche Wälder und entlang eines idyllischen Baches führt, leben der Sage nach die sogenannten Hollen. Unter den Einwohner erzählt man sich, dass die gutmütigen kleinen Wesen Edelsteine und Schätze in den umliegenden Höhlen behüten.
Kurzinfos zur Strecke
- Wanderregion: Sauerland
- Länge: 9 Kilometer
- Gehzeit: etwa 3 Stunden
- Schwierigkeitsgrad: mittel bis schwer
11. Eine Stadtwanderung der besonderen Art: Tecklenburger Romantik
Eine Stadtwanderung, welche urbane Kultur und Naturerlebnis gekonnt miteinander verbindet? Auf dem ersten Premium-Stadtwanderweg in Nordrhein-Westfalen stellen diese Gegensätze kein Problem dar. Im Gegenteil: Auf etwas mehr als sechs Kilometern verläuft diese Tour sowohl durch die sehenswerte Stadt Tecklenburg als auch ihr Umland und bietet jede Menge Abwechslung und Sehenswertes.
Die historische Altstadt von Tecklenburg mit ihren verwinkelten Gassen und kleinen Geschäften stellt eines der Highlights dieser Stadtwanderung dar. Neben der Fachwerkidylle können auch das Wasserschloss Haus Marck und die Alte Sägemühle, welche heute das Infozentrum der Biologischen Station des Kreises Steinfurt beheimatet, bestaunt werden.
Auch für Naturliebhaber hält diese Tagestour eine Menge Überraschungen bereit. Zum Beispiel die Felsformation „Hexenküche“, um die sich so manche Legende rankt. Nicht nur Hexen sollen diesen Platz für ihre magischen Rituale genutzt haben, auch der Teufel ließ sich hier des Öfteren blicken.
Kurzinfos zur Strecke
- Wanderregion: Teutoburger Wald
- Länge: 6,2 Kilometer
- Gehzeit: etwa 2 Stunden
- Schwierigkeitsgrad: leicht
12. In ungeahnte Höhen: Der „3 TürmeWEG“ im Ruhrgebiet
Wer hoch hinaus will, muss nicht unbedingt einen Berg besteigen. Entlang des Premiumwanderwegs „3 TürmeWEG“ bei Hagen können gleich drei historische Bauwerke bewundert und besucht werden, welche einen fabelhaften Ausblick über die Region versprechen.
Direkt vor den Toren der Stadt Hagen beginnt die Tageswanderung und verbindet auf ihrem Weg Natur, Industrie und Kultur miteinander. Am Wegesrand finden sich verschiedenen Info-Tafeln, welche Natur, Technik und Geschichte erlebbar machen.
Als Höhepunkte im wahrsten Sinne des Wortes zählen die drei Türme, welchen der Weg seinen Namen verdankt. Wer möchte, kann auf seiner Wanderung den 24 Meter hohen Bismarckturm, den 23 Meter hohen Eugen-Richter-Turm und den 17 Meter hohen Kaiser-Friedrich-Turm besteigen. Auf jedem der drei Türme wartet eine einzigartige Aussicht auf die Umgebung von Hagen und das Ruhrgebiet.
Kurzinfos zur Strecke
- Wanderregion: Ruhrgebiet
- Länge: 11,6 Kilometer
- Gehzeit: etwa 5 Stunden
- Schwierigkeitsgrad: leicht