Schmetterlingssterben in NRW

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Das Schmetterlingssterben in NRW nimmt zu, so berichtet es der Naturschutzbund Deutschland. Ist es bald unmöglich, das Spiel der elfengleich durch die Luft schwebenden Falter zu beobachten? Und was bedeutet das für die Natur?

Schmetterlinge in Zahlen

Die Welt beheimatet 180.000 Schmetterlingsarten. Einzig in der Antarktis leben sie nicht. In Deutschland fliegen 3.700 Arten umher und in Nordrhein-Westfalen zählt der Naturschutzbund 2.500 Arten. Insgesamt brachte die Zählaktion des NABU für 2024 ein erschreckendes Ergebnis. Es gab nur halb so viele Schmetterlinge wie im Jahr 2023.

Tag- und Nachtfalter gleichermaßen bedroht.

Kaum blitzen die ersten Sonnenstrahlen des Jahres durch die Scheiben der Terrassenüberdachung aus Alu, zieht es die Menschen hinaus in den Garten.

Bisher war es so, dass sich zu diesem Zeitpunkt auch die ersten Schmetterlinge zeigten, bei denen es sich um Tagfalter handelte. Diese machen nach wie vor fünf Prozent der Schmetterlingsarten aus. Die restlichen 95 Prozent sind Nachtfalter.

Was ihnen gemein ist, sind ihre sechs Beine und dass sie zu den bedrohten Insektenarten gehören. Von 100 Arten sind es gerade einmal 33, die in noch so großer Zahl zu sehen sind, dass sie nicht als gefährdet gelten.

Wer oder was ist schuld am Schmetterlingssterben in NRW?

Industrielle Landwirtschaft

Schuld sind nicht die jungen Katzen, die gern mit den Schmetterlingen spielen – vielmehr ist es der Mensch selbst, der durch die industrielle Landwirtschaft den Lebensraum der Schmetterlinge zerstört. Der Einsatz von Giften wie Neonicotinoide und Herbizide sowie die Überdüngung lässt Bienen und Schmetterlinge sterben – mit verheerenden Folgen für die Natur.

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Der hohe Stickstoffgehalt der landwirtschaftlichen Flächen durch Düngung zur Maximierung des Gewinns verantwortet Biotopverluste. Gut geht es dadurch jedoch den Brennnesseln und damit auch dem Tagpfauenauge und dem Kleinen Fuchs. Diese Schmetterlingsarten breiten sich weiter aus. Sie sind Indikatoren dafür, dass es der Natur schlecht geht, so paradox dies auch klingen mag.

  • Die Brennnesseln verdrängen Kräuter wie Löwenzahn und Gänseblümchen.
  • Sie hindern Gräser daran zu wachsen und überwuchern diese.
  • Auch Bodendecker wie der Storchenschnabel und Efeu haben keine Chance gegen die Brennnessel.

Insgesamt sind alle Pflanzen bedroht, die nährstoffarme Böden bevorzugen. Mit ihnen verschwinden die Lebensräume für Bestäuber wie Schmetterlinge und Bienen.

Wenn Gartenbesitzer durch Unbedachtheit das Schmetterlingssterben in NRW begünstigen

Doch die Landwirtschaft ist nicht allein schuld. Zudem schrecken Gartenbesitzer vor Giftorgien nicht zurück, um dem Buchsbaumzünslern und anderen Schädlingen den Garaus zu machen. Es wundert kaum, dass ihnen auch nützliche Insekten wie die Schmetterlinge und Bienen zum Opfer fallen.

Biotopverlust durch Städtebau und landwirtschaftliche Aktivitäten

Weniger ökologische Landwirtschaft, weil es sich nicht mehr lohnt, und das Umwandeln von ehemals landwirtschaftlichen Flächen zu Wohngebieten schränkt den Lebensraum für Insekten wie Schmetterlinge und Bienen stark ein. Denn mit dem Bauer stirbt der Schmetterling.

Gut zu wissen: Die versiegelten Flächen nehmen in Nordrhein-Westfalen täglich um zehn Hektar zu. Damit sind es jährlich 35.000.000 Quadratmeter, die der Natur nicht mehr zur Verfügung stehen. Dies entspricht einer Fläche von 4.901 Fußballfeldern.

Lichtverschmutzung

Die Lichtverschmutzung in den Städten wie Essen, Düsseldorf, Dortmund und Köln durch Schaufensterbeleuchtungen, Straßenlaternen und angestrahlte Gebäude bedeutet den Tod von Billionen von Insekten.

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Betroffen sind jedoch auch kleine Städte und Dörfer, in denen die Lichtquellen die Fluginsekten magisch anziehen. Insbesondere Falter leiden unter der Lichtverschmutzung, fand Wissenschaftlerin Jaqueline Degen heraus.

Bei ihrem Flug orientieren sie sich an den Sternen und am Mond. Künstliche Lichtquellen stören ihren Orientierungssinn. Die Falter und andere Insekten sterben dann schließlich an Erschöpfung, weil sie die Lichter umkreisen.

Für Insektenfresser werden sie zur leichten Beute. Ein weiteres Risiko sind heiße Lampen, welche die Insekten bei Kontakt „rösten“.

Der Klimawandel als Schmetterlingstöter

Vielen Schmetterlingsarten setzt der Klimawandel zu. Dies belegt die Beobachtung, dass sich alpine Schmetterlingsarten in höhere Gebirgszonen zurückziehen. Der Grund: Es ist ihnen zu warm. Nimmt die Erwärmung weiter zu, bietet auch der höchste Gipfel keinen Schutz mehr für die wärmeempfindlichen Schmetterlingsarten.

Die Erwärmung ist auch ein Grund, warum in Nordrhein-Westfalen die Anzahl der Schmetterlingsarten abnimmt, denn dort finden sie keine hohen Gipfel und somit kühle Temperaturen. Feuchte Witterungen setzen vorwiegend den Bläulingen stark zu.

Düsseldorf – eine Stadt, in denen es Schmetterlinge gut haben

Auf dem Land verschwinden die Lebensräume der Schmetterlinge durch die industrielle Landwirtschaft. Städte hingegen gewinnen beim Artenschutz an Bedeutung, denn dort gibt es zahlreiche Inselbiotope. Ein Beispiel ist Düsseldorf. Hier lassen sich viele neue Schmetterlingsarten nieder.

Im Jahr 2019 äußerte sich der Experte der Unteren Naturschutzbehörde ,Tobias Krause,dazu mit den folgenden Worten:

„Insektensterben meint sowohl den Verlust von Arten als auch von Masse. Letztere ist zwischen 1989 und 2016 um bis zu 75 Prozent zurückgegangen. Gleichzeitig ist in Düsseldorf aber die Zahl der Arten bei Heuschrecken und Schmetterlingen leicht gestiegen.“

Düsseldorfs Maßnahmen gegen das Sterben von Schmetterlingen und anderen Insekten

Mehr Blumenwiesen entstehen zu lassen ,ist eine gut gemeinte Maßnahme – doch wo in der Stadt sind freie Flächen zu finden. Die Lösung für Düsseldorf sind Verkehrsinseln. Denn dort ist es warm und sie sind wenig frequentiert. Sie bilden einen optimalen Standort für blütenreiche Pflanzen, die Extrembedingungen mögen.

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Diese Maßnahme zeigte ihre Wirkung. Der seit den 1930er-Jahren verschollene „Kleine Sonnenröschen-Bläuling“ tauchte in Düsseldorf im Jahr 2015 wieder unvermittelt auf.

Gemeinsam mit den Landwirten und dem Gartenamt gegen das Schmetterlingssterben

Düsseldorfs Ämter verbündeten sich mit den Landwirten, um den Schmetterlingen Lebensraum zu schaffen. Die „Bauern“ sind angehalten, Blühstreifen auf ihren Ackerflächen anzulegen.

Das Gartenamt leistet seinen Beitrag dadurch, dass es insektenfreundliche und klimaresistente Zukunftsbäume anpflanzt.

Die Sichtung von Ulmen-Zipfelfalter im Eller Forst sowie die des Pflaumen-Zipfelfalters im Kalkumer Forst wertet Tobias Krause als Erfolg der städtischen Maßnahmen. Ein nie da gewesener Schmetterling hat die Großstadt Düsseldorf entdeckt. Es ist der Karstweißling. Doch den Moorfalter wird es mangels Moore nicht mehr geben.

Fazit: Jeder kann seinen Beitrag leisten, damit das Schmetterlingssterben in NRW ein Ende hat

Klima und Mensch zerstören die Lebensräume der Insekten, was insbesondere die für die Natur wichtigen Bienen und Schmetterlinge betrifft. Damit sich Schmetterlinge in Nordrhein-Westfalen wieder wohlfühlen, kann jeder seinen Beitrag leisten, beispielsweise indem er aufs Auto verzichtet, keine unnötigen Lichtquellen im Garten installiert und keine Gifte versprüht. Hilfreich ist es zudem, den Garten insektenfreundlich zu gestalten.