Guter Wein reift bei Bestbedingungen unter intensiver Sonneneinstrahlung, in ausgewogener Kombination mit ausreichend Niederschlägen. Sandige Böden halten das Wasser nur kurz, während in Deutschland oft festere Böden diese Speicherfunktion übernehmen. Wetterextreme im Winter halten die Rebstöcke in den wichtigen deutschen Anbaugebieten bis minus 15 °C kurzfristig gut aus. Schließlich bestimmt auch das Mikroklima jedes Weinbergs, welche Rebsorte dort in welcher Qualität am besten gedeiht.
Weinanbau deutschlandweit zu Bestbedingungen
Grundsätzlich würden Menschen aus mediterranen Ländern nicht mit guten Weinen aus Deutschland rechnen. Dennoch lässt sich regional der Weinbau bis in die Zeit der antiken Römer zurückverfolgen. Erfahren Sie hier, was die deutschen Weinanbaugebiete so besonders macht:
Schon in der Antike gekeltert: Weine von der Mosel
Das Klima an den Steillagen der Moselufer ist eines der wärmsten in Deutschland. Die Weinberge von etwa 5.000 Winzern erstrecken sich entlang der Mosel sowie den Nebenflüssen Ruwer und Saar. Trotz teilweise widriger Bedingungen hegen die Winzer ihre Rebsorten an der Mosel für den bekannten Müller-Thurgau, Riesling, Kerner oder Elbling.
Weine aus Baden, vom Bodensee bis zur badischen Bergstraße
Die Bodenbeschaffenheiten auf diesem über 400 Kilometer reichen von sandig über steinig bis hin zu Lehm-Sand-Stein-Böden, je nach Weinberg. Im Süden gedeihen die Reben für Rot- und Weißburgunder. Die badische Mitte ist bekannt für Riesling und Spätburgunder. Trotz der ungünstigeren, weil raueren Klimazonen im Norden werden hier Riesling, Schwarz-Riesling und Rivaner angebaut und gekeltert.
Weine im Bocksbeutel aus Franken
Das fränkische Klima ist vor allem im »Gottesgarten« entlang des Mains zwischen Schweinfurt und Aschaffenburg mild und sonnig. Die Böden wechseln zwischen sandigem Humus und lehmiger Steinlage. Über fränkische und deutsche Grenzen hinaus berühmt ist der fränkische Weißwein Müller-Thurgau, von weitem am gläsernen Bocksbeutel zu erkennen. Auch Silvaner ist eine Qualitätsrebe von diesen Anbaugebieten.
Für lange Zeit Deutschlands kleinstes Weinanbaugebiet: die hessische Bergstraße
Für deutsche Verhältnisse paradiesisch sind die Lössböden auf verwittertem Gestein entlang der Hessischen Bergstraße. Getrennt werden die Weinberge von Rhein, Main und Neckar. Dazwischen bedingt der schützende Odenwald ein sonnenverwöhntes Klima mit milden Wintern. Prämierte Weine der Region sind Müller-Thurgau, Riesling sowie Spät- und Grauburgunder.
Rebgärten nach antikem Vorbild am Mittelrhein
Das Anbaugebiet Mittelrhein war schon den alten Römern Gartenanlagen wert. Seit 2002 gehört das Weinanbaugebiet zwischen Bonn und Bingen zum UNESCO-Weltkulturerbe. Sandiger Lehm mit hoher Speicherfähigkeit für Wasser sowie ein mildes, sonniges Klima zeichnen die Region aus. Neben dem Riesling gedeihen hier die Reben für Müller-Thurgau, Spätburgunder und Kerner.
Zwischen sandig, Löss und steinig: Gaumenfreuden von den Weinbergen der Nahe
In Ufernähe von Nahe und Nebenflüssen gedeihen an sanften bis steilen Hängen Riesling, Dornfelder, Müller-Thurgau und Silvaner. Das Klima verwöhnt die Reben mit viel Sonne und gut zu speichernden Regenfronten.
Pfälzer Weine von der Deutschen Weinstraße
Weingourmets kennen die vergleichsweise kurze Strecke (85 Kilometer) von ihren Rieslingsorten sowie dem Grau- und Weißburgunder. Sand und Kies sind durchlässig und nahrhaft für die Reben. Berühmte Weingebiete dieser Region sind Neustadt an der Weinstraße, Deidesheim oder Bad Dürkheim.
Weitere bekannte Weinanbaugebiete in Deutschland
Klimatisch begünstigen in Württemberg, dem Rheingau, Rheinhessen, dem Saale-Unstrut-Kreis sowie Sachsen Boden, Sonne und Wasserverfügbarkeit das Gedeihen prämierter und weniger bekannter Rebsorten. Trotz der eher kühlen Gesamt-Klimabedingungen sind dies i-Tüpfelchen der deutschen Weinkultur. NRW nimmt hier nur einen kleinen Teil, aber einen bedeutsamen und teilweise prämierten ein.
Weinanbaugebiete in Nordrhein-Westfalen
NRW macht sich erst seit vergleichsweise kurzer Zeit einen Namen unter Weinkennern. Kenntnisse über Boden, Hanglage, Sonnenwahrscheinlichkeit und Wasserverfügbarkeit spielen dafür eine Rolle. Die wichtigsten jungen Weinanbaugebiete des deutschen Bundeslandes sind:
Rotwein aus dem Ahrtal an der Grenze von NRW
Klein, aber fein lassen sich die Weinberge an den Steilhängen rechts und links der Ahr (Lesetipp: was die Eifel allles bietet) beschreiben. Die Reben reifen in der Nähe der Kölner Bucht unter mildem Klima mit vielen Sonnenstunden. Trotz magerer Steinböden reifen auf 300 bis 500 Höhenmetern Reben für bekannte Weine wie Früh- und Spätburgunder, Riesling, Portugieser und Dornfelder.
Ausläufer des Mittelrheins: Weine aus dem Siebengebirge
Je nördlicher in Deutschland, desto schwieriger werden die Klimabedingungen für den Weinanbau. Günstig für die eigentlich fruchtbaren und zunehmend sandigeren Böden ist die allmähliche steigende Anzahl an Sonnenstunden. Noch immer fällt hier genügend Wasser für pralle weiße oder rote Weintrauben. Der Weinanbau ist hier teilweise noch experimentell, aber erfolgreich.
Fazit
Weinanbau benötigt Umsicht, luftige Böden mit einer gewissen Wasserspeicherfähigkeit sowie Sonne satt und milde Winter. In 13 deutschen Regionen sind diese Bedingungen für prämierte Weine seit der Antike erfüllt. NRW als Weinbauland mischt sich erst seit vergleichsweise kurzer Zeit unter die Winzertradition, und das mit Erfolg.
Quellen:
de.wikipedia.org/wiki/Weinbau_in_Deutschland#Gliederung_der_Lagen
www.planet-wissen.de/gesellschaft/trinken/wein/pwiedeutscheanbaugebiete102.html
weinonaut.de