Regionale Wirtschaftstrends in Nordrhein-Westfalen: Chancen und Herausforderungen

RWTH Aachen - NRW im Wandel
RWTH Aachen - NRW im Wandel | © rebaixfotografie / stock.adobe.com

Im Jahr 2022 war Nordrhein-Westfalen das Bundesland mit der höchsten Wirtschaftsleistung in Deutschland. Der Wert an Dienstleistungen und Waren lag bei etwa 794 Milliarden Euro und war somit höher als in Bayern und Baden-Württemberg. Die ehemalige Industrie- und Montanregion hat sich in den letzten Jahren zu einem großen Technologie- und Dienstleistungsstandort entwickelt. Die Wirtschaftstrends in den Regionen des einwohnerstärksten Bundeslands bieten in den verschiedenen Branchen viele Chancen und Herausforderungen.

Nordrhein-Westfalen ist mittlerweile ein wichtiger Technologie- und Dienstleistungsstandort

In Nordrhein-Westfalen schreitet der Umwandlungsprozess zu einer Dienstleistungsgesellschaft, die sogenannte Tertiärisierung der Wirtschaft, schon seit den 1960er Jahren voran. In Zahlen ausgedrückt bedeutet dies, dass der Anteil an Dienstleistungen in der gesamtwirtschaftlichen Produktion mittlerweile einen Anteil von etwa 72 Prozent hat. Die Leistung der Industrie beträgt circa 27 Prozent. Die Land- oder Forstwirtschaft spielt bei der Betrachtung der wirtschaftlichen Leistung von Nordrhein-Westfalen fast keine Rolle mehr (Lesetipp: Ostwestfalen, die Wiege der Möbelindustrie). Das Bundesland verfügt mittlerweile über das dichteste Forschungsnetz Europas und zählt seit einigen Jahren weltweit auch zu den bedeutendsten Kulturregionen. In den Städten gibt es zahlreiche Theater, Museen und Bibliotheken. Mehr als 30.000 Künstler leben in Nordrhein-Westfalen.

Die gute Konjunktur im Bundesland schafft neue Arbeitsplätze

Trotz der anhaltenden Energiekrise, die maßgeblich durch den Krieg zwischen Russland und der Ukraine ausgelöst wurde, ist die Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen um 1,1 Prozent gewachsen. Dies wirkt sich selbstverständlich auch positiv auf den Arbeitsmarkt des Landes aus. Trotz steigender Energiekosten und der anhaltenden Inflation haben die Unternehmen in NRW dieses Jahr mehr als 140.000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. Dies bedeutet, dass im Jahresmittel etwa 7,3 Millionen Menschen einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgehen. Im Bundesdurchschnitt ist die Arbeitslosenquote dadurch um 0,4 Prozent zurückgegangen. Trotzdem liegt die Arbeitslosenquote in NRW mit durchschnittlich 7 Prozent etwas höher als der Bundesdurchschnitt. Für einen gut bezahlten Arbeitsplatz in einem Dienstleistungs- oder Technologieunternehmen kann es sich daher durchaus rentieren, wenn Arbeitnehmer zukünftig in ihre Bildung investieren. Die Möglichkeiten sind in Nordrhein-Westfalen auf jeden Fall gegeben.

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Fortschritt und Bildung sorgen für Planungs- und Investitionssicherheit

Das Bundesland Nordrhein-Westfalen hat im europäischen und globalen Vergleich ein attraktives Unternehmensumfeld in vielen verschiedenen Branchen. Dies ist ein wesentlicher Grund für die besonders gute Wettbewerbsfähigkeit. Diese Wettbewerbsfähigkeit ist möglich, weil das Land zusätzlich zu den Unternehmen über exzellente Forschungseinrichtungen und Hochschulen verfügt, die jedes Jahr viele Fachkräfte ausbilden. An den Hochschulen sind landesweit mehr als 770.000 Studierende eingeschrieben. Des Weiteren verfügt das Bundesland über eine sehr gute Infrastruktur und ein makroökonomisches Umfeld, das sogar weltweit alle wichtigen Maßstäbe erfüllt. Die Unternehmen in den Städten des Landes gibt dieser Umstand eine hohe Planungs- und Investitionssicherheit. Bei vielen Nischenprodukten ist das Land Nordrhein-Westfalen mit 690 Unternehmen der heimliche Weltmarktführer und steht mittlerweile auch bundesweit auf Platz eins.

Der Fachkräftemangel bietet Chancen für Quereinsteiger

Glaubt man den neuesten Studien vieler Experten, entsteht bis zum Jahr 2030 ein Fachkräftemangel in einer Höhe von 670.000. Dies bietet vor allem Quereinsteigern im Bundesland Nordrhein-Westfalen sehr gute Chancen. Da für das bevölkerungsreichste Bundesland der Republik immer mehr Lehrer benötigt werden, haben Seiteneinsteiger in NRW die Möglichkeit in den Schuldienst einzusteigen. Es mangelt allerdings nicht nur an Lehrern im Land. Es fehlt auch an staatlich anerkannten Erziehern. Das Land Nordrhein-Westfalen bietet für diesen Beruf mit der Praxisintegrierten Ausbildung (PIA) eine Besonderheit an. Es handelt sich dabei um eine dreijährige Ausbildung in einer Fachschule in Verbindung mit einer bezahlten Anstellung in einer sozialpädagogischen Einrichtung. Nach der Beendigung dieser Ausbildung sind die Absolventen der Fachschule staatlich anerkannte Erzieher.

Start-ups arbeiten Hand in Hand mit Industrie und Wissenschaft

Fast ein Fünftel aller Start-ups in Deutschland haben ihren Sitz in Nordrhein-Westfalen. Man kann also mit Fug und Recht behaupten, dass die Metropolregion Rhein-Ruhr zu den Hotspots in der Gründerszene zu zählen ist. Am stärksten vertreten sind die neu gegründeten Unternehmen in der Informations- und Kommunikationsbranche. Ein weiterer Grund für die vielfältige Gründerszene ist die umfangreiche Hochschullandschaft des bevölkerungsreichsten Bundeslands. Zu den Kaderschmieden zählen zum Beispiel:

  • RWTH Aachen
  • Universität zu Köln
  • Technische Universität Dortmund
  • Ruhr-Universität Bochum
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Mehr als 65 Prozent der Umsätze generieren die Start-ups im B2B-Bereich. Dies ist auf die enge Zusammenarbeit mit der Industrie des Landes zurückzuführen. Durch die enge Vernetzung mit der Industrie und der Wissenschaft werden immer neue Bereiche erschlossen. Betrachtet man die gegründeten Start-ups genauer fällt auf, dass die Gründung fast immer in Teams erfolgt. Etwa 75 Prozent aller Unternehmen aus der Start-up-Szene in NRW haben bis zu 10 Mitarbeiter. Bei den vielen Unternehmen, die es mittlerweile gibt, sind Gründerinnen wie fast überall stark unterrepräsentiert.

Die Start-ups sind ein wichtiger Jobmotor in Nordrhein-Westfalen

Das Ruhrgebiet ist für Firmenneugründungen ein sehr beliebter Standort. Täglich werden in Nordrhein-Westfalen im Schnitt 1,3 Start-ups gegründet. Die innovativen Geschäftsmodelle erwirtschaften sehr hohe Umsätze und haben aber vor allem für die Zukunftsfähigkeit des Bundeslands eine sehr hohe Bedeutung. Die seit Jahren fortschreitende Transformation der Wirtschaft und Industrie des Landes bringt vor allem für die jungen Unternehmen viele verschiedene Herausforderungen mit sich. Genau diese Start-ups sind in der Lage innovative Lösungen anzubieten, die für die geplante Energiewende wichtig ist oder zum Umbau in einen klimaneutralen Industrie- und Wirtschaftsstandort beiträgt. Die Start-ups entwickeln sich außerdem zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor, da sie viele zusätzliche Arbeitsplätze in den zahlreichen Branchen schaffen.

Der Grundstein für ein Start-up ist eine gute Geschäftsidee

Wie schon erwähnt, sind die meisten Start-ups in Nordrhein-Westfalen in der Informations- und Kommunikationstechnologie angesiedelt. Der Anteil der jungen Unternehmen, die mit der Industrie und Wirtschaft in diesen Branchen zusammenarbeiten, liegt bei etwa 16 Prozent. Allerdings gibt es viele weitere Branchen und Fachgebiete, die Gründerinnen und Gründern hohe Chancen bieten. Dies sind beispielsweise Branchen wie:

  • Mobilität
  • Health
  • KI
  • Software
  • Proptech
  • Green Economy
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Da bei Gründungen von Unternehmen die Finanzierung immer eine außerordentliche Rolle spielt, erhalten Start-ups in Nordrhein-Westfalen vom Land verschiedene Fördermittel. So gibt es zum Beispiel das Einstiegsgeld für arbeitslose Gründerinnen und Gründer, das Programm Mittelstand Innovativ & Digital (MID) oder das EXIST-Programm des Bundes. Zusätzlich können Gründer das Gründungsstipendium NRW beantragen.

Fazit

Der industrielle Wandel ist in fast keinem anderen Bundesland so sichtbar wie in Nordrhein-Westfalen. Eine weitere Modernisierung der Wirtschaft bietet Arbeitnehmern und Arbeitgebern in vielen Branchen zahlreiche Chancen. Durch die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft und Industrie ist das Bundesland ideal für Firmenneugründungen und innovative Start-ups geeignet.